Virtuelle historische Führung durch den Soldiner Kiez

 

Sehenswürdigkeiten im alten Arbeiterviertel entdecken!

 

Da im Moment aufgrund der Corona-Pandemie keine Kiezführungen stattfinden können, möchte ich Sie und Euch hiermit zu einer virtuellen historischen Führung durch den Soldiner Kiez einladen.

 

Sie beinhaltet die Stationen der historischen Führung durch den Soldiner Kiez,

geht jedoch darüber hinaus. Deshalb habe ich sie auch in einen Teil östlich der Panke und in einen Teil westlich der Panke eingeteilt.

 

© Diana Schaal
© Diana Schaal

Etliche Gebäude im Soldiner Kiez erzählen von der Geschichte des Kiezes, die man den Häusern nicht auf den ersten Blick ansieht.

 

Sie sind historische Zeitzeugen aus Stein.

 

Oft verraten liebevolle Details einiges über die frühere Funktion oder den Geschmack der Erbauer.

 

Zu jeder Station werden die Adresse und ein Link zum Stadtplan angegeben, so dass Sie sich orientieren können, wo sich die Station genau befindet.

Vielleicht möchten Sie ja auch den einen oder anderen Ort ja beim täglichen Gesundheitsspaziergang in natura sehen.

 

Die gesamte Führung dauert ca. 2 Stunden.

 

Viel Spaß und bleiben Sie gesund!

 

Ihre Diana Schaal

 

Sehenswürdigkeiten östlich der Panke

 

 

Die meisten historisch interessanten Sehenswürdigkeiten befinden sich östlich der Panke. Wir beginnen daher mit diesem Teil.

 

Wenn man von der Osloer Straße in die Stockholmer Straße einbiegt, hat man links die Panke und rechts eine Häuserreihe vor sich. Nach einigen Metern an der Häuserzeile entlang kommt man zum ersten Ziel, Stockholmer Str. 4.

 

 

Alte Feuerwache

 

Alte Feuerwache, Stockholmer Str. 4, © Diana Schaal
Alte Feuerwache, Stockholmer Str. 4, © Diana Schaal
© Diana Schaal
© Diana Schaal

 

Die Alte Feuerwache in der Stockholmer Str. 4 wurde 1913 erbaut und steht unter Denkmalschutz.

 

Ein witziges Detail sind die steinernen Feuerwehrhelme über den Fenstern, die auf die Funktion des Gebäudes hinweisen.

 

Heute befinden sich hier Künstler-Ateliers.

 

Man geht zurück zur Osloer Straße und dann nach links bis zur Osloer Straße Ecke Prinzenallee.

Die nächste Station ist das Eckgebäude Osloer Str. 16.

 

 

Umspannwerk Christiania

 

© Diana Schaal
© Diana Schaal

Das Umspannwerk der BEWAG in der Osloer Str. 16 wurde 1929 erbaut. Die Osloer Straße hieß vorher Christiania-Straße, daher der Name.

 

Hier wurde der Strom aus den Kraftwerken von maximal 110.000 Volt zur weiteren Verteilung auf bis zu 6.000 Volt transformiert.

 

Das Umspannwerk diente somit der Versorgung der Endverbraucher - Privathaushalte und Gewerbetreibende - im Kiez mit Strom. 

 

© Diana Schaal
© Diana Schaal

Über der Tür findet sich noch ein altes Firmenzeichen der BEWAG, das auf die ehemalige Funktion des Gebäudes als Umspannwerk hinweist.

 

Heute befindet sich hier das Kulturwirtschaftliche Zentrum Christiania e.V. 

 

Man überquert die Prinzenallee an der Ampel, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Nach einigen Metern gelangt man zur nächsten Station, Prinzenallee 24.

 

 

Maschinenfabrik A. Roller


Ehemalige Zündholzmaschinenfabrik A. Roller, Prinzenallee 24, © Diana Schaal
Ehemalige Zündholzmaschinenfabrik A. Roller, Prinzenallee 24, © Diana Schaal

 

1890 bezog der Handwerker Albert Roller mit seinem Betrieb die Gebäude in der Prinzenallee 24.

 

Dort wurden Maschinen zur Herstellung von Zündhölzern produziert.

© Diana Schaal
© Diana Schaal

Über der braunen Tür in der Prinzenallee 24 sieht man heue noch das Wappen der Firma mit Zahnrad und zwei gekreuzten Werkzeugen, das sie als Maschinenbaubetrieb auswies.

 

Mit der Erweiterung nach hinten entstand auch die Montagehalle in der Osloer Str. 12.

 

Um sie zu sehen, muss man von der Prinzenallee zurück auf die Osloer Straße und dann links ein ein kleines Stück ums Eck gehen.


In der Nachkriegszeit verdrängten immer mehr Einwegfeuerzeuge Zündhölzer vom Markt. Ende der 1970er Jahre meldete A. Roller Konkurs an.

Osloer Str.12, ehemalige Montagehalle & Einfahrt, © Diana Schaal
Osloer Str.12, ehemalige Montagehalle & Einfahrt, © Diana Schaal

 

Das ganze ehemalige Fabrikgelände wird heute vom Trägerverein Fabrik Osloer Straße als Nachbarschaftszentrum mit Kleingewerbe betrieben.


In der ehemaligen Montagehalle befindet sich das Kindermuseum Labyrinth.

Zum Nachbarschaftszentrum gehören auch die NachbarschaftsEtage und
die Kita  Putte e.V.

 

Mehr über die Geschichte des Hauses kann man hier erfahren.

 

Nach diesem Abstecher geht es zurück zur Prinzenallee und dort über die Ampel auf die andere Straßenseite. Dort kommt dann nach Überquerung der Gotenburger Straße das nächste Ziel, Prinzenallee 58 .

 

Hutfabrik Gattel


Ehemalige Hutfabrik Gattel, Prinzenallee 58, © Gattel-Stiftung
Ehemalige Hutfabrik Gattel, Prinzenallee 58, © Gattel-Stiftung

 

Das Fabrikgebäude im Hinterhof und das palazzo-artige Vorderhaus in der Prinzenallee 58 wurden 1891 erbaut.

 

Hier wurden unter der Leitung der Gebrüder Gattel Herrenhüte hergestellt.

 

Vorderhaus Prinzenallee 58, © Gattel-Stiftung
Vorderhaus Prinzenallee 58, © Gattel-Stiftung

Die Gattels waren Berliner Juden. Sie führten das Unternehmen über zwei Generationen.

 

1936 wurden die jüngeren Gebrüder Gattel aus der Geschäftsführung herausgedrängt und Anfang der 1940er Jahre zusammen mit ihren Ehefrauen deportiert. Ihre Töchter waren bereits in den 30er Jahren emigriert. Mehr über die Geschichte der Familie Gattel kann man hier erfahren.

 

Heute befindet sich im Gebäude der ehemaligen Hutfabrik im Hinterhof die Wohngenossenschaft Prinzenallee 58 e.G. - im Kiezjargon zu PA 58 abgekürzt.

 

Sie ging aus dem 100. besetzten Haus 1981 in Berlin hervor.

 

Mehr über das Projekt und seine Geschichte findet sich hier. 

 

Vor der Einfahrt des Vorderhauses der Prinzenallee 58 liegen vier sog. Stolpersteine für Richard Gattel und seine Frau Ella sowie für seinen Bruder Max Gattel und dessen Frau Anneliese. Sie wurden in Anfang der 1940er Jahre nach Theresienstadt bzw. Riga deportiert und dort ermordet.

© Diana Schaal
© Diana Schaal

 

An der nahegelegenen Ampel überquert man die Prinzenallee wieder.

Ungefähr auf derselben Höhe wie die Prinzenallee 58 kommt dann die nächste Station, Prinzenallee 33 .

 

Glaskasten


"Glaskasten", Prinzenallee 33, © Diana Schaal
"Glaskasten", Prinzenallee 33, © Diana Schaal

1907 erweiterte der Restaurantbesitzer Hermann Schmidt seine Gaststätte "Glaskasten" in der Prinzenallee 33 um einen Festsaal für 300 Personen im Hinterhof des Grundstücks. 

 

Gegen Ende der 1920er Jahre diente der "Glaskasten" immer häufiger auch der kommunistischen Partei Deutschlands als Versammlungsort.

 


1933 wurde der "Glaskasten" von der SA gestürmt. Die Kegelbahn im Untergeschoss diente ihr als Folterkeller für ihre politischen Gegner.

Der historische Festsaal des "Glaskasten" wurde Ende der 1990er Jahre technisch aufwendig saniert. Im Moment wird er vom Theater28 genutzt. 

 

Im Restaurantbereich befindet sich heute das türkische Steakhaus "Üstadin Yeri".

 

Man geht zurück zur Ampel und biegt dann in die Biesentaler Straße ein.

 

Biesentaler Straße


Sie ist eine der schönsten Straßen im Soldiner Kiez!

Der Gründer der AG Kiezforschung Thomas Kilian hat sie auch schon „das Beverly Hills des Soldiner Kiezes“ genannt.

Gründerzeitstraße Biesentaler Str., © Diana Schaal
Gründerzeitstraße Biesentaler Str., © Diana Schaal

In der Biesentaler Straße sind etliche Häuser eines Straßenzugs aus der  frühen Gründerzeit erhalten geblieben. Diese Mietshäuser wurden im erstaunlich kurzen Zeitraum zwischen 1873 und 1877, also nur innerhalb von 4 Jahren errichtet.

7 Häuser stehen auf der Denkmalschutzliste: Nr. 2, 3, 4, 8, 10, 11 und 19
- ein absoluter Rekord für den Gesundbrunnen!

Am anderen Ende der Biesentaler Straße biegt man links in die Wriezener Straße ein.
Nach wenigen Metern gelangt man dann zur nächsten Station,
Wriezener Str. 10 - 11.

 

Villa Schott


Villa Schott, Wriezener Str. 10-11 © Diana Schaal
Villa Schott, Wriezener Str. 10-11 © Diana Schaal

Dieses anmutige klassizistische Gebäude im italienischen Stil, das so gar nicht in den Kiez zu passen scheint, ist die ehemalige Fabrikantenvilla Schott in der
Wriezener Str. 10 - 11.

 

Carl Ludwig Schott, Inhaber einer Zinkgießerei wollte nicht irgendein Haus, sondern ein ganz besonderes, das seinem ausgeprägten Bedürfnis nach Repräsentation gerecht wurde. Der Bau dauerte von 1881 bis 1883.

 

© Diana Schaal
© Diana Schaal

Herr Schott hatte sich sogar Putten aufs Dach setzen lassen!

 

Nach 1945 produzierte hier der Fabrikant Fritz Fuhrmann in den inzwischen nicht mehr vorhandenen Fabrikgebäuden den Himbeersirup für Berliner Weiße - daher auch der Name Fuhrmann'sche Villa.

 

Heute befindet sich in der Villa ein Mädchenprojekt.

 

 

Man geht die Wriezener Straße vor bis zur Kreuzung mit der Soldiner Straße und biegt dann links in die Soldiner Straße ein. Das nächste Ziel steht an der Ecke Soldiner Straße zur Prinzenallee, Prinzenallee 39 - 40.

 

Stephanus-Kirche


Stephanus-Kirche, © Diana Schaal
Stephanus-Kirche, © Diana Schaal

Die Stephanus-Kirche ist sozusagen die Kirche im Dorf. Ihr Turm ist 76 m hoch und weithin sichtbar.

 

Die Kirche wurde als zweite Kirche der evangelischen St. Paul-Kirchengemeinde in Gesundbrunnen gebaut, da die Kirche St. Paul an der Badstraße für die Gemeinde zu eng geworden war.

 

Die Grundsteinlegung an der Prinzenallee 39 - 40 fand im Jahr 1902 statt.

 

Eingeweiht wurde die Kirche 1904 in Gegenwart des letzten deutschen Kaisers, Wilhelm II.  

 

 Hauptattraktion ist der bronzene Kronleuchter mit einem Durchmesser von 8 m und einem Gewicht von 30 Zentnern. 

 

In der Kirche finden im Moment nur an St. Martin (11. November) und an Weihnachten Gottesdienste statt. Ansonsten gibt es während der Sommermonate die Veranstaltung "Orgel mit Biss": Eine halbe Stunde Orgelmusik und danach eine kleine Mahlzeit und Wein zu kleinen Preisen am gedeckten Tisch im Kirchenschiff.
 

Die weitere zukünftige Nutzung der Kirche ist zur Zeit noch ungewiss.
Sie muss dringend saniert werden: Die Heizung funktioniert schon seit Jahren nicht mehr, das Dach ist undicht und teilweise baufällig, die Ausstattung mit Toiletten ist für größere Veranstaltungen völlig unzureichend.

 

Man folgt der Straße auf derselben Straßenseite.

Die nächste Station ist die Wollankstraße 46a.

Achten Sie auf die blau-weiße Gedenktafel an der Hauswand!

 

Rote Häuser


Hugo Heimann
Hugo Heimann

Das Wahlrecht der Berliner Stadtverordnetenversammlung um 1900 sah vor, dass die Hälfte der Abgeordneten einer Fraktion Hauseigentümer sein mussten. Damit gab es also eine zahlenmäßige Begrenzung nach oben für Arbeiter, die ja nicht über Hauseigentum verfügten, sich zur Wahl aufstellen zu lassen.


Also ließ der Verleger Hugo Heimann 1901 hier in der Prinzenallee 46 die sog. Roten Häuser erbauen.

 

Am Haus 46a findet sich eine Gedenktafel:

 

Gedenktafel Prinzenallee 46a, © Diana Schaal
Gedenktafel Prinzenallee 46a, © Diana Schaal

 

Die acht Häuser wurden SPD-Kandidaten übereignet, darunter auch dem späteren Kommunistenführer Karl Liebknecht, damit sie Hausbesitzer waren und sich wählen lassen konnten.

 

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Häuser teilweise zerstört, 1958 wurden sie abgerissen. Die Häuser, die heute hier stehen, gehören dem Vaterländischen Bauverein. (Stadtplanausschnitt)

 

Man folgt nun weiter der Straße nach Norden, die hier zur Wollankstraße wird, bis zur nächsten Ampel. Dort überquert man die Straße. Rechts neben der Ampel befindet sich ein Neubau mit einer Durchfahrt. Dahinter findet man die nächste Station: Wollankstraße 61d.

 

Villa Römer

 

Villa Römer, Wollankstr. 61d, © Diana Schaal
Villa Römer, Wollankstr. 61d, © Diana Schaal

Die Fabrikantenvilla ist das einzige, was von der ehemaligen Lederfabrik Römer noch übrig ist. Sie liegt versteckt hinter Neubauten aus den 1970er Jahren in der Wollankstr. 61d.

 

Das Fabrikgelände zog sich bis an die Panke, und heute kann man die Villa auch über einen Fußweg von der Panke aus erreichen.

 

Diese 1877 erbaute klassizistische Villa sollte die Repräsentationsbedürfnisse des Lederfabrikanten David Römer befriedigen.

© Diana Schaal
© Diana Schaal

 

Wie der Fabrikant Schott legte auch Herr Römer Wert auf Kunst am Bau: Er ließ für seine Fassade eine tanzende Allegorie anfertigen.

 

Heute befindet sich hier die Kita Villa Römer.

 

 

 

Man geht durch die Durchfahrt zurück auf die Wollankstraße und überquert sie wiederum an der Ampel. Das nächste Ziel ist Wollankstr. 75 - 85.

 

Posadowsky-Häuser

 

Hier kann man ein frühes Beispiel des Reformwohnungsbaus in Berlin sehen, der die muffigen und lichtlosen Mietskasernen der Gründerzeit ablösen sollte.

Posadowsky-Häuser
Posadowsky-Häuser

 

Die Posadowsky-Häuser in der Wollankstr. 75 - 85 wurden bereits 1906 im Zuge der christlichen Arbeiter-bewegung erbaut.

 

Das Gebäude erinnert von aussen an ein altmodisches Damenstift.

 

 

Die Wohnungen hatten damals ein bis zwei Zimmer und eine Küche mit Speise-kammer.

 

Darüber hinaus hatten sie jedoch noch Gas- und Stromanschluss - ja sie hatten sogar elektrisches Licht! Außerdem gab es ein Gemeinschaftsbad.

 

Hier kehrt man um und geht die Wollanstraße zurück bis zum Eingang des Friedhofs in der Wollankstr. 66.

 

St. Elisabeth- und Sophien-Friedhof II

 

Mausoleum Fam. Stange, © Diana Schaal
Mausoleum Fam. Stange, © Diana Schaal

Unbedingt lohnt sich ein Spaziergang über den lauschigen Elisabeth- und Sophien-Friedhof II - und zwar zu jeder Jahreszeit!

 

Zugänge gibt es in der Wollankstr. 66 und am Ende der Freienwalder Straße.

 

An der Mauer hinter dem Eingang Wollankstr. befinden sich eindrucksvolle Erbbegräbnisstätten.

 

 

Über den Eingang Freienwalder Str. kommt man direkt zu dem kleinen, leider inzwischen baufälligen Mausoleum der Familie Stange.

 

Außerdem gibt es noch zwei Gräber mit je einer schönen bronzenen Trauerfigur - die man selbst entdecken kann!

 

Auf den Freiflächen entlang der nördlichen Friedhofsmauer des Elisabeth-Friedhofs werden die himmelbeet gGmbH und die STATTBAU GmbH im Auftrag des Evangelischen Friedhofsverbands Berlin Stadtmitte (EVFBS) 2020 das Urban Gardening Projekt namens ElisaBeet starten.

 

Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

 

Man kann den Ausgang in der Freienwalder Straße nutzen, um wieder aus dem Friedhof heraus zu kommen. Folgt man dieser geradeaus, kommt man auf die Osloer Straße.

 

Man biegt auf der Osloer Straße nach links ab und folgt der Straße zur Brücke und darüber. Auf der linken Straßenseite befindet sich dann das letzte Ziel dieser Führung, der Platz des 9. November 1989. Er gehört zwar nicht mehr zum Soldiner Kiez, ist jedoch unbedingt ein wichtiges und sehenswertes historisches Ziel an seinem Rande.

 

Bösebrücke

 

Nach Osten hin wird der Soldiner Kiez begrenzt durch die Bahntrasse. Auf der anderen Seite der Bahntrasse liegt der Prenzlauer Berg. Der Grenzübergang Bornholmer Straße war beim Mauerfall am 9. November 1989 der erste Grenzübergang, der geöffnet wurde. Damit wurde die Wiedervereinigung Deutschlands eingeleitet.

 

Mauerfall an der Bösebrücke, © Bundesarchiv
Mauerfall an der Bösebrücke, © Bundesarchiv

Wenn man vom Soldiner Kiez aus die Brücke auf der linken Straßenseite überquert, kommt man zum Platz des 9. November 1989. Dort gibt es neben einem Gedenkstein eine kleine Freilicht-Ausstellung mit Fotos zum historischen Ereignis. 

 

Wilhelm Böse
Wilhelm Böse

Die Brücke zwischen Prenzlauer Berg und Wedding heißt im Volksmund Bornholmer Brücke und offiziell Bösebrücke, nach Wilhelm Böse (1883 - 1944), einem kommunistischen Widerstandskämpfer gegen die Hitler-Diktatur, der hinge-richtet wurde. Er lebte in der nahen Grüntaler Str. 32.

 

Die Wollankstraße Richtung Pankow wurde an der S-Bahnbrücke Wollankstraße durch den Bau der Berliner Mauer zur Sackgasse.

 

Heute verläuft dort die Bezirksgrenze zu Pankow.

 

Ich freue mich über Kommentare in meinem Gästebuch!

 

 

Sehenswürdigkeiten westlich der Panke

 

 

Auch auf der westlichen Seite der Panke gibt es noch einige historisch interessante Sehenswürdigkeiten.

 

Man beginnt in der Koloniestraße 23, vor dem Seniorendomizil an der Panke und dem Café la Tortuga. Gegenüber liegt ein großer Spielplatz, der bis zur Drontheimer Straße reicht.

 

Die erste Station befindet sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite, Koloniestr. 133 - 136.

 

 

Süßwarenfabrik Mertens & Jaenicke

 

Briefkopf von Mertens & Jaenicke
Briefkopf von Mertens & Jaenicke

In der ehemaligen Süßwarenfabrik Mertens & Jaenicke in der Koloniestr. 133 - 136 wurden die begehrten Mundi-Süßigkeiten hergestellt.

 

Wenn man das Gebäude von der freien Seite zum Spielplatz hin betrachtet, kann man es auf dem Briefkopf wieder erkennen.

 

Heute befindet sich hier die Union Sozialer Einrichtungen.

 

Man folgt danach der Koloniestraße nach Norden über die Soldiner Straße hinweg und biegt dann in die Zechliner Straße ein. In der Mitte befindet sich eine Grünanlage, der

Fordoner Platz.

 

Harald Juhnke im Soldiner Kiez

 

© Diana Schaal
© Diana Schaal

Auf dem Fordoner Platz steht ein Gedenkstein für den Berliner Sänger und Entertainer Harald Juhnke.

 

Ursprünglich hatte eine Bildhauerin den Auftrag bekommen, Harald Juhnkes Konterfei auf den Gedenkstein zu meißeln. Leider war das Ergebnis alles andere als überzeugend, wie man bei der Enthüllung feststellen musste!

 

Der Initiator des Gedenksteins, Armin Brunken, hatte es einige Zeitlang mit einem Foto verdeckt, später verschwand es unter Putz.

 

Inzwischen wurde eine neue Gedenktafel mit einer Fotoreproduktion am Gedenkstein angebracht. Das ursprüngliche Bildnis oberhalb dieser Gedenktafel hat man freigelegt

 

 

Wer sehen will, wo Harald Juhnke aufgewachsen ist, muss bis ans andere Ende der Zechliner Straße gehen und dann rechts um die Ecke biegen. Nach einigen Metern kommt das Haus Stockholmer Str. 29, an dem sich eine Gedenktafel befindet.

Harald Juhnke ist jedoch nicht dort geboren, wie es fälschlicherweise auf der Gedenktafel steht, sondern in Charlottenburg.

 

Mehr über die Stars aus dem Soldiner Kiez finden Sie hier.

 

Rund um den Fordoner Platz und auf dessen Seite entlang der Zechliner Straße zieht sich die Wohnanlage Brunnenhof.

 

Wohnanlage Brunnenhof

 

Siedlung Brunnenhof, © Diana Schaal
Siedlung Brunnenhof, © Diana Schaal

Die Wohnanlage Brunnenhof in der Zechliner Straße und um den Fordoner Platz wurde 1925 und 1930 von Rudolf Maté im Stil der Neuen Sachlichkeit der 1920er Jahre erbaut.

 

Auch sie ist ein Beispiel des neuen luftigeren Reformwohnungsbaus nach dem Motto "Mehr Luft und Licht" mit Balkonen und einem großen, grünen Innenhof pro Wohnblock.

 

Leider sieht man diese Innenhöfe von der Straße aus nicht. 

 

Wer nun noch die letzte Station dieser Führung sehen möchte, muss zur Kolonie-straße zurück gehen und dann rechts der Straße nach Nordosten folgen.

 

Nach einem kleinen Fußmarsch auf der rechten Straßenseite an den Schrebergärten entlang kommt man dann auch zum ältesten Haus im ganzen Wedding!

Es hat die Adresse Koloniestr. 57.

 

Kolonistenhaus

 

1782 ließ Friedrich der Große hinter dem Heilbad Gesundbrunnen eine landwirtschaftliche Kolonie anlegen, um die Bevölkerung Berlins mit Obst, Gemüse und Milchprodukten zu versorgen.

 

Diese Kolonie hinter dem Gesundbrunnen ist siedlungs-geschichtlich gesehen der Vorläufer des Soldiner Kiezes. Die Kolonie begann mit 12 Siedlern aus Süddeutschland, Böhmen und der Schweiz.  Die ersten Bewohner des Soldiner Kiezes waren also Ausländer!


Mehr dazu erzählt Friedrich der Große selbst hier.

 

Seit 1800 ist die Koloniestraße nach diesem Siedlungszweck benannt.

 

Das Kolonistenhaus ist das letzte seiner Art - © Diana Schaal
Das Kolonistenhaus ist das letzte seiner Art - © Diana Schaal

Nur eines dieser einst vielen Kolonistenhäuser hat bis heute überdauert.


Es wurde 1783 errichtet, wirkt wie ein typisches altes Brandenburger Dorfhaus und besitzt nur ein Erdgeschoss. Es steht unter Denkmalschutz, wurde von der PinkePanke GmbH saniert und liegt in der nördlichen Koloniestraße. 

 

Es ist das älteste noch erhaltene Haus im Stadtteil!

 

Einen ausführlichen Artikel zur Lokalgeschichte finden Sie hier.

 

Ich freue mich über Kommentare in meinem Gästebuch!

 

 

Interaktive Kiezkarte

© KiezKulturNetz
© KiezKulturNetz

Im Rahmen des Projekts KiezKulturNetz haben Pablo Hermann und Juan Pablo Díaz vom Projektraum okk im Jahr 2013 eine interaktive Kiezkarte erstellt.


Sie finden die interaktive Kiezkarte hier.

 

Wenn man ein Häkchen bei "historische Punkte" setzt, kann man sehen, wie manche Orte im Kiez früher aussahen und wie sie im Vergleich dazu heute aussehen.

 

Bitte beachten Sie: Der Soldiner Kiez hat sich in den letzten Jahren verändert!

Einige Orte, die dort noch eingezeichnet sind, gibt es inzwischen nicht mehr.

Andere, die hier fehlen, sind in der Zwischenzeit dazu gekommen.